Die Geschichte des weltberühmten Blue Curacao
Gründer des Blue Curacao Likör: Edgar Senior und der Apotheker Haim Mendes Chumaceiro (Shon Ichi) gründete die Firma Senior im Jahre 1896 und wollten eigentlich ein Apothekengeschäft in Curacao eröffnen. Doch es kam doch anders. Zum Glück!
Den originalen Blue Curacao gibt es nur in der Karibik. Nach einem 115 Jahre alten Rezept entsteht das hochprozentige Gebräu in einem einzigen uralten Kupferkessel. Die Nachfrage auf der Herkunftsinsel ist enorm, auch weil die wichtigste Zutat nur hier wächst.
Kurz bevor Senior den berühmtesten Likör der Karibik erfand, saß er auf der Terrasse seiner Plantage und starrte missmutig auf die frisch geernteten Früchte in seiner Hand. Seine Bäume sollten große, saftige Valencia-Orangen hervorbringen. Stattdessen gab es golfballgroße Schrumpelpomeranzen, die bitter schmeckten.
Und das war ein Glück für Curacao und für uns, sagt John Bradshaw, Produktionsleiter bei Senior & Co. Wären seine Orangen nach Plan gewachsen, hätte Senior niemals unseren weltbekannten Likör erfunden. Senior, so will es die Legende weiter, griff nach dem deprimierenden Ernteerlebnis nach ein paar getrockneten Schalen der Frucht. Braun und hart lagen sie in seiner Hand, völlig geruchlos. Wütend zerbrach er eine davon, sofort lag ein intensiver bittersüßer Geruch in der Luft.
Senior soll daraufhin begonnen haben, mit der Gewinnung von Alkohol aus den Schalen zu experimentieren. Denn für Limonade oder Saft war die Frucht, die in der lokalen Kreolsprache Laraha heißt, viel zu bitter. Nicht einmal die wilden Ziegen zeigten Interesse.
Das war vor 115 Jahren. Die Not wurde zur Tugend, zum Markenzeichen. Der Blue Curacao Likör ist ein echtes Yiu di Kòrsou ( ein Kind Curaçao ). Denn Larahas wachsen nur auf den Islas Inutiles, den nutzlosen Inseln, wie einst die eroberungswütigen Spanier Curaçao und das benachbarte Aruba getauft hatten. Mangelnder Regen, viel Sonne und der harte, für Landwirtschaft kaum geeignete Boden hatten sie zu diesem Namen inspiriert.
Blue Curacao Likörrezept von 1896
Senior fing an, die getrocknete Pelle der Orangen zu kochen und kam nach einer Weile auf ein sehr leckeres Rezept.
Ein Rezept, das heute noch verwendet wird: „Die Art, wie wir unseren Likör im Jahr 2011 herstellen, ist exakt die gleiche wie 1896. Auf winzigen zehn Quadratmetern produziert das Unternehmen Senior & Co jährlich zwischen 40.000 und 60.000 Liter Blue Curacao Likör. Die Hilfsmittel: ein 115 Jahre alter Kupferkessel, ein blaues Fass, ein silberner Tank und eine Abfüllanlage.
Gearbeitet wird hier nur von Montag bis Freitag. No stress. Zu Beginn einer jeden Produktion werden elf überdimensionale Teebeutel aus Jute geschnürt, die an Turnbeutel von Grundschulkindern erinnern. Darin waren reichlich getrocknete Schalen der schrumpeligen Laraha Orange. Dazu kommen vier überaus geheime, importierte Gewürze und Kräuter.
Dann wandern die elf Beutel in den Kupferkessel, der mit 96-prozentigem Alkohol aufgefüllt wird. Die Idee ist, dass wir eine Art Tee herstellen. Die Aromen der Larahas und der Gewürze sollen in den Alkohol übergehen. Drei Tage lang kocht der Bitterorangentee, danach zieht er einen weiteren Tag ohne Hitze gut durch. Die Teebeutel werden entfernt, der Tank mit Wasser aufgefüllt und dem Gebräu erneut ordentlich eingeheizt.
Ein tödliches Gemisch
Wenn der aromatische Alkohol verdampft, fängt er sich an kühlen Rohren. Das so gewonnene Destillat tropft drei Tage lang in besagtes blaues Fass, bis exakt 208 Liter zusammengekommen sind. Wer davon etwas trank, stirbt wie eine Kakerlake. Der Alkohol ist viel zu konzentriert. John hält einen Fingerhut der klaren Flüssigkeit vor sich. Es duftet stark nach Bitterorange und Alkoholdampf.
Jetzt kommt der Silbertank ins Spiel: Das Destillat wird mit 400 Kilogramm Zucker gemischt und dann mit Wasser und einem neuerlichen Schuss Alkohol auf 1800 Liter aufgefüllt. Nun noch drei Tage filtern, ein Tag Abfüllung, dann kann der Prozess von neuem beginnen.
Eine Steigerung der Produktion scheitert an der Größe der Manufaktur. Vier Angestellte und nur ein Kupferkessel. John habe versucht einen zweiten zu bekommen. Auf der ganzen Welt hat John gesucht, aber nichts Vergleichbares gefunden. Man mag sich nicht vorstellen, was wohl aus dem Blue Curaçao werden soll, wenn der Kessel eines Tages seinen Geist aufgibt.
Blaue Farbe war Zufall
Der Mär zufolge kam das Gesöff zwar bei Seniors erstem Destillat blau aus dem Kessel. Eine chemische Reaktion zwischen dem Kupfer und dem Alkohol wird vermutet. Danach jedoch entstand immer nur ein klarer Brand. Lebensmittelfarbe sorgt seitdem für die durchdringende Färbung, die es heute nicht nur in Blau, sondern auch in Grün, Rot, Gelb und Orange zu bestaunen gibt. Es stört den Geschmack nicht, darauf kommt es an. Und die Idee, es Blue zu nennen, war gut. Mit dem Namen Curacao haben sie aber einen sehr schweren Fehler gemacht.
Denn Orte und Landschaften sind als Markennamen nicht patentierbar. Als dem Wettbewerb klar wurde, dass sich mit dem Likör Geld verdienen lässt, wurde imitiert, was die Destillen hergaben. Du kannst in deinem Hinterhof irgendeinen Alkohol zusammenrühren und ihn Curaçao nennen, wir können nichts dagegen tun.
Das wohl bekannteste Imitat ist das Produkt aus dem niederländischen Hause Bols. Auch ein lokaler Konkurrent, die Firma Leáñez produziert einen blauen Alkohol mit Bitterorangengeschmack. Aber wir sind die Einzigen, die sich als „Genuine Curacao of Curacao Liqueur“ bezeichnen dürfen.
Was andere Produzenten von Markenartikeln in den Wahnsinn treiben würde, sorgt in der Chefetage des Hauses Senior für keinen Ärger. Im Gegenteil. Die anderen Hersteller machen gute Marketingarbeit für uns. Sie steigern die Bekanntheit von Blue Curaçao. Früher oder später wollen alle das Original haben und kommen zu uns. John steht nun in der Mitte der kleinen Empfangshalle und zeigt auf einen gerade angekommenen Bus, aus dem Touristen an die Probiertische stürmen. Jedes Jahr kommen Zehntausende her. Der Likör hat die Insel berühmt gemacht. Ohne ihn, da bin ich mir sicher, hätten wir längst nicht so viel Tourismus. Und alle kaufen eine Flasche des echten Curaçao.
In Europa nirgends zu kaufen!
Außerhalb der Karibikinsel ist es kaum möglich, eine Flasche Blue Curaçao zu bekommen. Ein klitzekleiner Teil der Produktion nur wird über einen Distributor in die USA exportiert. Der Rest? Jeder einzelne Tourist ist unser Distributor. In Europa gibt es keinen Laden, in dem du eine Flasche von uns kaufen kannst.
Mit ihrem einsamen alten Kupferkessel kann die Firma sowieso nicht genug produzieren, um ihr Produkt weltweit anzubieten. Auch die Zahl der Laraha-Bitterorangen ist begrenzt. Ein einziger Mensch namens Costa betreibt heute eine Plantage im Osten der Insel Curaçao. Seine 42 Bäume lassen sich zweimal pro Jahr ernten und liefern 900 Kilogramm getrocknete Orangenschale. Der Farmer ernte die Früchte, trocknet und schneidet die Schale mit einem Holzmesser in vier gleiche Teile. Ein Metallmesser würde den Geschmack ruinieren.
Dann liefert Costa die Schalen für 25 Florin, umgerechnet etwa 10 Euro, bei der Chobolobo-Fabrik ab. Wohl kaum etwas, wovon man leben kann. Es ist ein Hobby, denn eigentlich sorgt Mister Costa auf Curaçao als Polizist für Recht und Ordnung. Er ist dennoch der einzige Lieferant und das macht es auch für Wettbewerber schwierig, die Originalzutat für eine eigene Produktion zu bekommen. Außerdem kaufen wir auch jedem, der uns seine getrockneten Laraha-Schalen bringt, die Ernte ab.
-Laraha ( Citrus Aurantium currassuviensis ) – Golden Orange Curacao
Nur wenige Insulaner pflanzen allerdings den Baum im heimischen Garten. Viele Einheimische bevorzugen sowieso Rum oder Whiskey. Zum Glück für die Zehn-Quadratmeter-Destillerie. Sonst bliebe vielleicht nichts für unsere Besucher von Alaska bis Australien übrig und wir könnten uns nicht mehr Botschafter Curaçaos nennen.
Die schlechte Nachricht ist, dass das Original nirgends in Europa gekauft werden kann. Und die gute Nachricht! Jetzt haben sie einen Grund mehr, Curacao zu besuchen und den „Genuine Curacao of Curacao Liqueur’“ an sich zu reißen und erlebt alle Highlights in Curaçao! Es lohnt sich einen Ausflug in die Blue Curacao Likörfabrik zu machen.
Das ist zur Zeit der neue „Limited Edition“ Tamarind